Das mit KI generierte Bild zeigt eine detaillierte und künstlerische Illustration von Natali in einem traumähnlichen Zustand während einer schweren depressiven Episode in einer Klinik im heutigen Deutschland. Natali, eine Frau mit langen, braunen Haaren und großen, ausdrucksstarken grünen Augen, liegt auf einem Bett, das zur Hälfte unter Wasser zu sein scheint. Unter Wasser sind Fische und andere Meerestiere zu sehen. Im oberen Teil des Bildes steht ein Arzt im weißen Kittel an einem Fenster und blickt nach draußen, während Sonnenlicht durch das Fenster strömt und das Zimmer beleuchtet. Das Bild symbolisiert eine surreale, geteilte Realität zwischen der Klinik und einer Unterwasserwelt.

Kapitel 5 – Szene #15

Szene 15 – Kurz vor dem Ertrinken

Natalis Augen sind weit geöffnet. Sie blickt nach oben. Ihr Körper treibt schwerelos, die Strömung trägt sie fort, immer weiter in die Tiefe. Sie schaut nach oben, von unten gegen die Wasseroberfläche. Das Licht, das durch das Wasser flimmert; – Es ist schön und erschreckend zugleich, dieses Licht, das sie nicht erreichen kann. Sie rührt sich nicht, lässt sich einfach treiben. Sie weiß, dieses Wasser ist wie eine zähe, dichte Masse, die jeglicher Bewegung entgegenwirtk. Es hat keinen Sinn, sich zu wehren. Sie ist sowieso zu müde, sie lässt sich treiben, gefangen in der Strömung eines Flusses, der sie unaufhaltsam mit sich zieht.

Sie kann keinen Atem mehr schöpfen, doch ihr Mund steht einfach offen, ohne dass sie sich wehrt. Sie lässt sich weiter in den Fluten treiben. Sie ist dabei, sich vom Leben zu verabschieden. Das ist alles besser so, es ist alles ohne Hoffnung.

Plötzlich durchbricht das sanfte Geräusch einer Tür, die sich öffnet, die Stille. Die Wasseroberfläche ist weg. Sie liegt nicht unterwasser in einem Fluss.

Natali braucht nicht die Augen zu öffnen, sie hat nicht wirklich geschlafen. Sie kennt seit Monaten keinen richtigen Schlaf. Trotzdem blinzelt sie, die Realität dringt langsam in ihr Bewusstsein. Das Gefühl des Ertrinkens weicht langsam der sterilen Atmosphäre des Raums. Ihre Finger gleiten zögernd über die raue Bettdecke in der halbdunklen Stille ihres Zimmers in der Tagesklinik.

Natali gehört zu den wenigen Patienten, die in dieser gemeindepsychiatrischen Tagesklinik im Moment über Nacht bleiben. Ihr Zustand ist zu kritisch.

Ihre Augen, noch verschleiert vom Tagtraum, suchen das vertraute Flackern der gedimmten Deckenlampe. Gegenüber, vor dem leicht beschlagenen Fenster, kann sie die Gestalt von Dr. Olaf Jensen erkennen. Doch alles bleibt im Nebel. An der Decke sieht sie ein Wellenmuster, wie in den Fluten, in denen sie soeben noch gelegen hat. Sie ist sich nicht sicher, ob sie nicht doch auf der Schwelle zwischen Leben und Tod in dem reißenden Strom liegt.

Immer wieder schließt sie die Augen und sehnt sich, einfach wieder in die Traumwelt hinabzugleiten und ein Ende zu finden.

„Es wird Zeit, Natali,“ die Stimme des Arztes ist sanft, doch trägt sie eine Dringlichkeit und mitmenschliche Fürsorge, wodurch sich etwas in Natali regt. Sie richtet einen etwas klareren Blick auf den Arzt.

Dr. Olaf Jensen steht am Fenster und überblickt mit sorgenvoller Miene den Garten der Klinik. Dann dreht er sich zu ihr um und sein Blick ist voller Mitgefühl. „Natali,“ sagt er sanft, nähert sich und nimmt am Rand des Bettes Platz. „Es ist Zeit, dass wir das Ufer finden.“

Natali fixiert wieder die Decke, ihr Blick ist wieder weit entfernt. Ihre Lippen bewegen sich leicht, fast unhörbar flüstert sie: „Ich kann nicht.“

„Das Wasser,“ fährt sie leise fort, ihre Stimme brüchig, „es lässt mich nicht los.“

Dr. Jensen nickt verstehend. „Ich weiß, es fühlt sich an wie ein endloser Fluss, der dich fortträgt. Aber du bist hier, Natali, sicher in der Klinik.“ Seine Hand findet die ihre, eine Verbindung in der Stille des Raums.

„Nichts scheint zu helfen,“ flüstert sie mit fahlem Gesicht. „Keine Medikamente, keine Gespräche…“

Dr. Jensen hält ihre Hand fester. „Ich werde nicht aufgeben, Natali. Wir finden zusammen einen Weg an das Ufer.“

Kurz vor dem Ruhestand erlebt Dr. Olaf Jensen gerade einen der Tiefpunkte seiner Arbeit. All seine Erfahrung, all sein Wissen als Psychiater scheint hier wirkunslos. So verzweifelt ist dieser anerkannte Arzt, dass er Natalis leisen Händedruck dankbar als kleinen Akt der Zustimmung, als ein Zeichen von Hoffnung interpretiert.

Als Natali die letzten Sätze dieser Szene getippt hat, lehnt sie sich in ihrem Stuhl zurück und atmet tief durch. Eine Träne rollt ihre Wange herab. Die letzten Worte auf dem Bildschirm flackern kurz bevor sie das Dokument speichert. Es ist ein seltsames Gefühl, ihre eigenen Erlebnisse so zu verarbeiten, sie in die Erzählung eines Romans zu weben, der sowohl ihre Geschichte als auch die ihrer Erfindungen enthält.

Sie schließt das Dokument und ihr Blick fällt auf die kleinen Pflanzen auf ihrer Fensterbank, die im sanften Abendlicht gedeihen. Die Realität ihres Arbeitszimmers fühlt sich plötzlich an, als sei sie durchdrungen von den dunklen Wassern ihrer Erzählung. Sie streckt die Hand aus und berührt die kühle Oberfläche des Fensterglases, als wollte sie sich vergewissern, dass sie wirklich hier ist, in ihrer Welt, nicht in der Welt ihrer Charaktere; Und nicht mehr in den überwältigenden Fluten, wie damals in der Klinik.

Sie wischt sich mit den Händen durch das Gesicht, um die Gedanken abzuschütteln. Dann öffnet sie ein neues Dokument, eine leere Seite, die darauf wartet, gefüllt zu werden.

Sie will diesen Roman fertigstellen. Vermutlich ist sie im Augenblick die einzige Person, die MedüX Pharma die Stirn bieten kann. Doch sie schreibt mittlerweile diese Geschichte auch für sich selber.

Immer, wenn sie einen der schwierigsten Momente ihrer Geschichte niedergeschrieben hat, fühlt sie eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Melancholie. Es ist, als würde sie dadurch ihre Seele von einem Teil ihres Schmerzes und ihrer Dunkelheit befreien.

„Es ist Zeit! Zeit für den nächsten Schritt“, murmelt sie zu sich selbst und beginnt, die Überleitung zu schreiben, die die Leser zurück in die gegenwärtige Handlung ihres Romans führen wird. Sie tippt:

„Zurück in der Gegenwart sitzt Natali in ihrem Arbeitszimmer, das von den letzten Sonnenstrahlen des Tages erleuchtet wird. Die Szene, die sie gerade geschrieben hat, liegt schwer auf ihrer Brust, aber sie weiß, dass es notwendig war. …“

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