Kapitel 4 – Szene #10

Szene 10. Von Eulen, Katern und Gemeinsamkeiten

Im gemütlichen Wohnzimmer ihres Kölner Hauses, umgeben von Regalen voller Bücher und mit den sanften Klängen von World Musik im Hintergrund, saß Stig am Tisch und durchforstete das Programm des örtlichen Konzertsaals, während Elli ein paar Meter weiter an ihrem neuesten Handwerksprojekt arbeitete: ein kleiner Beistelltisch für das Wohnzimmer. Die Abendsonne färbte den Raum in sanfte Orangetöne.

Elli lächelte, ohne aufzublicken, und sagte: „Weißt du noch, wie du das Profil im Portal gesehen hast und dachtest, es könnte ein Match sein, weil ich Musik und Reisen angekreuzt hatte?“

Stig schmunzelte. „Und dann entdeckten wir, dass wir denselben Musikgeschmack haben. Da entstand unser Spruch: Schon wieder eine Gemeinsamkeit!“

Elli lachte und hob den fast fertigen Tisch hoch, um ihn zu begutachten. „Erinnert mich daran, warum ich dich ‚Kater‘ nenne, besonders, wenn du mit Leevi ins Fußballstadion gehst.“

„Und ich frage mich immer noch, wie ich bei deinen wilden Haaren auf ‚Eule‘ gekommen bin.“ Er zwinkerte ihr zu und lief rüber, um ihr sanft über das Haar zu streicheln. Ihre Haare waren nicht mehr so wild wie damals, aber der Kosename war geblieben.

Sie lehnte sich zurück und betrachtete ihn mit einem schelmischen Grinsen. „Es passt einfach. Eulen sind klug, wild und beschützen ihre Umgebung – genau wie ich.“

Stig lachte. „Und Kater? Weil ich nach einem Abend mit Leevi und zu viel Bier manchmal brumme wie ein alter Kater am Morgen danach?“ Er zwinkerte ihr dabei humorvoll zu, doch sie bemerkte in seinem Blick dabei einen eigenartigen Ausdruck.

Sie zögerte einen Moment. Der Alkohol. Stig neigte dazu, es gelegentlich zu sehr zu übertreiben und dieses Thema gehörte definitiv zu seinen wunden Punkten. Sie fürchtete, die wunderschöne Stimmung dieses Abends könnte verloren gehen. Am besten überspielte sie einfach diesen Moment. Lächelnd nickte sie. „Genau das. Aber auch, weil du so anschmiegsam und liebevoll sein kannst. Ein richtiger Schmusekater.“

Stig strahlte sie liebevoll an und Elli fiel ein Stein vom Herzen. Für einen Moment hielt die Musik an, und sie saßen einfach da, verloren in den Erinnerungen ihrer gemeinsamen Zeit, von den ersten vorsichtigen Nachrichten über das Portal bis zu den Abenteuern in ihrem gemeinsamen Wohnmobil.

Elli brach schließlich das Schweigen. „Weißt du, was mich immer noch erstaunt? Dass unsere Liebe nie bombastisch war, sondern stetig immer stärker geworden ist. Wie ein Baum, der langsam, aber sicher wächst.“

Stig nickte. „Es ist, als ob wir uns jeden Tag neu verlieben würden. Jedes neue Erlebnis, jeder neue gemeinsame Moment bringt uns näher zusammen. Du bist die Eule des Waldes, die ich immer gesucht habe. Ich hätte früher niemals gedacht, dass es möglich ist, eine Frau wie dich zu treffen.“ Er stand auf und ging zum Plattenspieler, legte eine Platte von „The Cure“ auf.

Elli lächelte. „Du und deine nostalgischen Phasen.“

„Das kommt davon, wenn man mit einer klugen Eule zusammen ist“, entgegnete er und zog sie zu sich. Sie tanzten langsam im Rhythmus der Musik, und für diesen einen Moment waren alle Sorgen und der Trubel des Alltags vergessen.

„… I hear her voice

And start to run

Into the trees

Into the trees

Into the trees

Suddenly I stop

But I know it’s too late

I’m lost in a forest

All alone

The girl was never there

It’s always the same

I’m running towards nothing

Again and again and again and again …“

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