Szene 26. Gemeinsame Stimme – Vorbereitungen für einen langersehnten Kongress
Elli und Stig’s heimeliges Zuhause, ein Altbau in einem Vorort im Süden von Köln, unweit des Rheins, war heute der Treffpunkt einer Gruppe engagierter Aktivisten. Der wildromantische Garten, in dem man normalerweise Ruhe und Abgeschiedenheit fand, wimmelte heute von Menschen, die einen dringenden gemeinsamen Zweck verfolgten. Das Haus war zum pulsierenden Herz der Bewegung „Psychiatrie mit Menschlichkeit“ geworden.
Im Inneren des Wohnzimmers war die allgemeine Anspannung spürbar. Es war ein fleißiges Gewusel, als Materialien gesammelt wurden und Vorbereitungen für den Infostand beim anstehenden Psychiatriekongress in Köln getroffen wurden. Der Stand war probeweise im Garten aufgebaut worden.
Es herrschte ein emsiges Hin- und Her von draußen zum Wohnzimmer, während mehrere Aktivisten sich um ein Dekorations- und Beleuchtungskonzept für den Infostand kümmerten. Im Haus waren die Ecken des Wohnzimmers mit Broschüren und Plakaten gefüllt, während an einer zentralen Wand die Projektion eines Beamers die Hauptaufmerksamkeit auf sich zog. Dort wurde eine Präsentation dargestellt, die die Kernbotschaften ihrer Bewegung erklärte.
Maja, deren Ethno-Kleidungsstil und Henna-Tattoos ihre alternativen Überzeugungen betonten, stand konzentriert vor dem Laptop, auf dem die Präsentation lief und sagte: „Diese Botschaft muss bei meinem Vortrag ankommen. Klar und deutlich.“
Benjamin, der die weite Reise aus Berlin zusammen mit Runa und Vinoa unternommen hatte, brach die konzentrierte Stille. „Sollten wir wirklich dort auftreten? Nach all dem, was passiert ist? Was, wenn der Gegner uns genau dort erwartet, weil er glaubt, wir könnten brisante Informationen preisgeben?“
Ein ratloses Schweigen hüllte den Raum ein, schwer belastet von den Erinnerungen an den bedrohlichen Schatten, den die Ereignisse um den Pharmaskandal auf ihr Vorhaben warfen.
Elli, mit mittlerweile dunklen Rändern unter ihren trotzdem sehr lebendigen grünen Augen, sagte schließlich: „Ja, wir haben Angst. Aber die Menschen, für die wir hier stehen, haben keine Stimme. Wir müssen für sie sprechen.“
Sie dachte daran, dass auch Timmek dabei sein würde und dies weckte verstörende Erinnerungen an die überraschenden Informationen, die Timmek ihr in ihrem letzten therapeutischen Zweiergespräch mitgeteilt hatte. Ihre Hand fuhr unter ihre Strickjacke und ergriff das Amulett, das um ihren Hals hing. Es gab ihr jedoch trotzdem ein gutes Gefühl, dass Timmek auch auf dem Kongress anwesend sein würde. Sie fuhr fort: „Wir haben dort auch Verbündete. Timmek wird ebenfalls am Kongress teilnehmen. Er ist Teil des Organisationsteams und obwohl er nicht völlig hinter unseren Ansichten steht,
erkennt er unsere Bewegung als wichtig an. Er hat sogar dafür gesorgt, dass bekannte Kritiker der Psychiatrie bei den Podiumsdiskussionen zu Wort kommen. Und das, obwohl die Psychopharmaka- Krise und die heutige Situation in der Psychiatrie in Deutschland oft unter den Tisch gekehrt werden.“
Lio, der sich bisher ein wenig im Hintergrund gehalten hatte, trat in die Mitte des Raumes und sagte: „Solange wir während dieser Veranstaltung die Drohung ernst nehmen und keine kleinsten Informationen über den Pharmaskandal preisgeben, kann uns nichts passieren. Da bin ich mir sicher. Wir haben seit Jahren auf diesen Moment gewartet, in dem wir als Teil eines großen internationalen Kongresses unsere Botschaft teilen können. Wir dürfen uns durch die aktuellen Ereignisse nicht davon abbringen lassen. Unsere Botschaft ist es wert, dass wir den Mut fassen, unsere Ängste zu überwinden!“ Sagte er.
Ein allgemeines zustimmendes Murmeln und Nicken erfüllte den Raum.
Majas Finger tanzten kurz über die Tastatur, bevor sie den Laptop zuklappte. „In Ordnung, lasst uns diesen Infostand rocken! Zeigen wir ihnen, wofür wir wirklich stehen!“
Als die Nacht hereinbrach und die Sonne sich langsam über dem Rhein verabschiedete, fasste die Gruppe neuen Mut und vereinte ihre Kräfte, angetrieben von einer gemeinsamen Vision für eine gerechtere Welt.
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