Hier gibt es einen Überblick über die Gedichte aus
Ellis altem Tagebuch.
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Es ist die Nacht
Es ist die Nacht, die mich erschreckt
mit ihrer kalten Hand
wenn sie sich schnell zum Fenster reckt
wirft ihre Schatten übers Land
Nichts ist mehr wie es vorher war
ich trau nicht meinem Blick
Die Welt ist stumm und schwarz und starr
Die Nacht hat sie erstickt
Es ist die Nacht, die fasziniert
mit mystisch grauem Atem
der schnell verhüllt und oft verwirrt
auf tausendfache Arten
Ihr Zauber macht mich kreativ
als ob ein sehnsuchtsvolles Wesen
mich anspornt und zu Taten rief
die niemals dagewesen
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Nur ein Vogelpäärchen
Sie sah ihn unter Weiden gehen
die Trauerweiden weinten sehr
und hin und wieder blieb er stehen
und lief ganz ziellos hin und her
Sie wußt‘ nicht, was sich in ihr regte
ihr Blick hing lange an ihm fest
Wollt‘ wissen, was ihn so bewegte
er nahm sie mit sich in sein Nest
Dort sprachen sie von mancherlei
jedoch er öffnete sich nicht
Er tat so fröhlich frei dabei
doch Schmerz umrahmte sein Gesicht
Von da an trafen sie sich oft
und liebten sich auch dann und wann
doch hatte sie wohl falsch gehofft,
dass er sich einmal öffnen kann
Sie war bei ihm und doch allein
Ihr wurde angst, er flöge fort
So zog sie in sein Nesthaus ein
Sie gaben sich das Wort
Es ist doch klar, was dann geschah
Er ließ sie bald dort sitzen
weil er ein anderes Vöglein sah
wie seine Augen blitzten
Sie war verletzt und weinte sehr
doch eigentlich war’s besser so
Sie schwor sich: „Das passiert nie mehr“
und dass sie nächstens vor ihm floh
„Die Männer sind so falsch und roh!“
Man sah sie unter Weiden gehen
die Trauerweiden weinten sehr
und hin und wieder blieb sie stehen
und lief ganz ziellos hin und her …
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Sieh, ein Blümchen
Sieh, ein Blümchen steht im Sand
auf einem Inselchen des Glücks
Es schlagen Wellen wütend an den Strand
der schützend zwischen Meer und Blümchen liegt
es glaubt nicht, dass das Meer je siegt
und jemals dieses Blümchen kriegt
Das Meer will voller Haß
mit seinem salzig-kalten Naß
Das Blümchen bald verzehren
Nur trockner Sand,
nicht mehr als das
solln ihm den Wunsch verwehren?
Das Inselchen, was ist das schon?
Das Meer wird es verschlingen
Die Wellen grollen,
weiße Gischt,
ein fürchterliches Ringen
Das Meer,
es haßt den Sand und alles das
was außerhalb des Meeres liegt
Es hat vernichtend seinen Spaß
wenn’s über solche Inseln siegt
Wie kann das Blümchen sicher sein
Es könnt das Meer es nicht erreichen?
Ist es für Sorge viel zu klein?
Sieht es die Chance zu entweichen?
Doch wunderlich, das Meer gibt auf
kommt wohl zum Blümchen nie hinauf
Das Blümchen lacht und ruft ihm zu:
„Ob ich wohl stärker bin als du?“
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Der beste Weg sein Leben zu genießen
Der beste Weg sein Leben zu genießen
ist wohl leicht zu finden
Muß man Träume sich wie Blumen gießen
da sie sonst entschwinden
Macht man nur die Augen auf
sieht man tausend Wunder
Liebt die Lust in schnellem Lauf
Herz wird rund und runder
einfach, leicht und ohne Last
Freund zu dem, der auch so denkt
Läßt den anderen nur als Gast
an den man leichthin sich verschenkt
Sieht die Welt durch buntes Glas
baut sich sein Gebäude
aus Phantasie und Glück und Spaß
und hat am kleinsten seine Freude
Und ist was schlecht und hart und schwer
so nimmt man’s dann auch hin
Denn tiefe Trauer gibt’s nicht mehr
– das nimmt dem Leben seinen Sinn
So, jetzt hör und frag nicht viel:
kannst Dir’s selber denken:
„Das Leben ist doch nur ein Spiel“
Man kann viel selber lenken
Doch wichtig ist, daß man es weiß:
Soll’s schwer sein oder leicht?
Ist erst bewußt, was Leben heißt
Ist wohl ein Ziel erreicht
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Auf einem Berg im Elfenwald
Auf einem Berg im Elfenwald
Da steht ein Schloß voll Helligkeit
Vielleicht bin ich jetzt schon zu alt?
Ich fand’s zuletzt vor langer Zeit
Der Weg war gar nicht weit
Das weiße Schloß war voll Magie
ich streunte durch goldene Hallen
Vielleicht im Traum, in Phantasie?
Ich glaub ich finde es wohl nie
Es hat mir so gefallen
Ich sah das gold’ne Kuppeldach
vom großen weißen Saal
Es war ein königlich Gemach
ein breiter Thron
und Tafeln für des Königs Mahl
Der Wald ums Schloß voll Zauberwesen
die Elfen, Feen und Zwerge
Ich bin so häufig dagewesen
und streifte durch die Berge
Im Schloss die Feen, Tanz und Spiel
die vielen hundert Leute
Ich lachte, sang und aß so viel
und tobte durch die Meute
Wie sehn ich mich nach diesem Platz
wo Ritter Drachen jagten
und manchmal fand man einen Schatz,
vollbrachte Heldentaten
So such ich heute eifrig das,
was mich als Kind erfüllte
Ich glaub, daß ich den Traum vergaß
der jenen Weg dorthin enthüllte
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Hungriges Kind
Du stehst in deinem Haus des Willens
oft an deines Heimes Tür
Du klopfest an und suchest weit
den Faden blauer Einsamkeit
komm und singe in die Rose
komm und lehre sie dafür
Durst des Stillens
Stillenslose
Weises um weißes vergeht doch im Wind
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Ton
In dem Gewinde grollender Zeiten
zieht ein weißer Seidenfaden
sacht verwebt in Lieblichkeiten
um der Sonne kalter Waden
glitzernd seine leichte Bahn
schwillt, gespeist von eigener Kraft,
zum hellen Lichtstrahl dann heran,
wie der reifen Traube Saft,
und zieht die Sonne in den Bann
nimmt die Tugend in den Mund
und zaubert schnell betörende Düfte
wie weiche Kräfte, voll und rund
und tänzelt durch die Lüfte
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