Collage mit den Buchcovern „Irren ist menschlich“ und „Der gute Arzt“ von Klaus Dörner. Links das türkisfarbene Cover mit Stadtplan-Motiv, rechts das orangefarbene Cover mit einem Gemälde eines nachdenklichen Mannes. In der Mitte steht der Schriftzug „Klaus Dörner – Zwischen System und Seele“ auf grünblauem Hintergrund.

Klaus Dörner

Kurzinfo (sachlich)

Klaus Dörner (1933–2022) war einer der prägendsten deutschen Psychiater, Sozialmediziner und Ethiker der Nachkriegszeit. Als Professor an der Universität Bielefeld und Chefarzt des Landeskrankenhauses Gütersloh setzte er sich für eine gemeindenahe, menschenwürdige Psychiatrie ein. Er war Mitautor des Standardwerks Irren ist menschlich (1978, mit Ursula Plog), das bis heute als Referenz für eine humanistische und sozial orientierte Psychiatrie gilt. Dörner kritisierte die Verwahrpsychiatrie, forderte die Einbindung psychisch erkrankter Menschen in ihr soziales Umfeld und betonte die moralische Verantwortung der Gesellschaft gegenüber Schwachen und Ausgegrenzten.

Einordnung (Fachdiskurs)

Dörner gilt als zentrale Figur der deutschen Psychiatriereform. Seine Arbeit trug wesentlich dazu bei, dass die Gemeindepsychiatrie als Leitbild in Deutschland etabliert wurde. In der Fachwelt wurde er als Brückenbauer zwischen Medizin, Sozialarbeit, Ethik und Politik wahrgenommen. Zugleich blieb seine Haltung unbequem: Er sprach von der „Gefährdung des Mitgefühls“ in modernen Gesellschaften und kritisierte die Tendenz, Verantwortung an Institutionen und Medikamente zu delegieren. Seine Stimme bleibt ein moralischer Maßstab für eine Psychiatrie, die Menschlichkeit vor Effizienz stellt.

Kommentar (Natali)

„Er sprach für jene, deren Stimme kaum ein Echo fand, und tat es mit der stillen Autorität eines Menschen, der hinhört. Er machte sichtbar, wie leicht Mitmenschlichkeit im System verlorengeht, und öffnete Raum für sie – durch wirkliche Begegnung. Dörner suchte die Brücke zwischen den Starken und den Schwachen, zwischen System und Seele. In seinen Worten schwingt die Erinnerung daran, dass Verantwortung nie delegiert werden kann und dass Menschlichkeit ein stetiger, immer wieder neu getroffener persönlicher Entschluss bleibt.“

Hinweise (Weiterlesen/Links)

• Dörner, K., & Plog, U. (1978): Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Psychiatrie Verlag.
• Dörner, K. (2003): Der gute Arzt. Lehrbuch der ärztlichen Grundhaltung. Psychiatrie Verlag.
• Dörner, K. (2017): Leben und Sterben, wo ich hingehöre. Psychiatrie Verlag.
• Nachruf der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP): dgsp-ev.de


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