Eine fotorealistische Illustration zeigt Elli, die auf einer Holzterrasse in einem wilden, üppigen Garten sitzt. Sie hält ein aufgeschlagenes Notizbuch in den Händen. Umgeben von blühenden Blumen und sanftem Frühlingslicht blickt sie überrascht auf ein magisches Portal, das sich vor ihr geöffnet hat. Durch das Portal sieht sie eine geisterhafte Silhouette einer Frau, die sie ruhig und wissend ansieht.

Kapitel 13 – Initial

-13-

Die Sonne strich sanft über den wildromantischen Garten, in dem Elli saß. Stig hatte die Gartenarbeit zu seinem Hobby gemacht, und sein naturnaher Ansatz ließ den Garten in voller Frühlingspracht erstrahlen. Überall sprossen die ersten Blumen, und das Zwitschern der Vögel mischte sich mit dem leisen Rascheln der Blätter. Die idyllische Ruhe stand in krassem Gegensatz zu den Gedanken, die in Ellis Kopf wirbelten.

Auf der großen Holzterrasse im Garten ihres Zuhauses, in einem Kölner Vorstadtviertel sitzend, ließ sie die vergangenen Ereignisse Revue passieren: der riesige Skandal um MedüX Pharma, die verzwickten Informationen, die ihr zugespielt worden waren, die unterschiedlichen Reaktionen ihrer Mitstreiter – all das ließ ihr Herz schneller schlagen.

Sie erinnerte sich an die entschiedenen Gesichter von Runa und Vinoa, die bereit waren zu kämpfen; an Lios abwägende Art, die sie immer schätzte, weil sie ihnen oft den richtigen Weg wies; und an Dimis Zweifel, die sie selbst so gut nachvollziehen konnte. Denn auch sie spürte die Gefahr, die sie umgab, und die Frage nach der Grenze des Erlaubten wurde immer drängender.

Elli schnaufte und blickte in den Himmel, an dem helle Sonnenstrahlen malerisch durch weiße Quellwolken strahlten. Sie spürte erneut diese starke Dissonanz zwischen diesem wunderschönen Frühlingstag und den wirbelnden Gedanken in ihrem Inneren.

Sie hatte die hilflose Gewissheit, dass ihnen nun ein Kampf gegen einen Titanen bevorstand, und die einzige Möglichkeit, die sie sehen konnte, um diesen Kampf zu gewinnen, war das Überschreiten einer Grenze.

Ihr Blick fiel auf das alte Notizbuch, das auf dem Gartentisch lag. Sie nahm es und blätterte die Seiten durch, bis sie die vertrauten Zeilen fand:

„Sieh, ein Blümchen steht im Sand
auf einem Inselchen des Glücks …“

Elli ließ das Gedicht auf sich wirken. Das zarte Blümchen, dem die übermächtigen Wellen des Meeres nichts anhaben konnten – sie sah darin eine Parallele zu ihrer aktuellen Situation: die mächtige Pharmaindustrie als tobendes Meer und sie und ihre Freunde als das kleine, widerstandsfähige Blümchen.

Doch während sie das Gedicht las, bemerkte sie etwas Seltsames. Der Schatten ihres Notizbuches wirkte verzerrt, fast als ob er in zwei Welten zugleich existieren würde. Ein eisiger Windhauch striff ihre Haut, und für einen Moment meinte sie, flüsternde Stimmen zu hören. Es war, als ob die Realität um sie herum Risse bekam und sie einen Blick in eine andere, fremde Welt werfen konnte.

Bevor sie genauer hinsehen konnte, war der Moment jedoch wieder vorbei. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, und alles war wie zuvor. Doch in Ellis Innerem hatte sich etwas verändert. Sie spürte, dass sie kurz davor stand, in ein Kaninchenloch zu fallen, das sie in eine vollkommen neue Realität ziehen würde. Mit gemischten Gefühlen blickte sie auf das Gedicht und murmelte: „Vielleicht bin ich wirklich stärker, als ich dachte.“

Als sie aufblickte, schien es, als flüsterte der Wind erneut – dieses Mal klarer –, eine Stimme, die flüsterte: „Rastloses Wesen“. Dieser Name, den sie mehrfach in dem mysteriösen Chat in ihrem Rabbit Hole gehört hatte, hallte nun in der Luft. Elli erstarrte. Eine Gewissheit stieg in ihr auf, dass dies nicht nur ein verwunderlicher Name war, sondern eine Rolle, die sie spielen sollte, eine Bestimmung, die ihr bevorstand.

Mit dem Flüstern des Windes und der Resonanz der Worte „Rastloses Wesen“ in ihrem Kopf schloss sie das Tagebuch, und in ihren Gedanken formte sich ein drängender Ruf: „Es ist Zeit!“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert