Kapitel 1 – Szene #1

Alle anderen geistigen Gaben und Taten ohne Liebe sind wertlos. Liebe ist Grundlage der Kommunikation, Kommunikation ist Grundlage der Liebe. (vgl. 1. Kor 13,1-13)

Erstes Kapitel

Szene 1. Nächtlicher Einsatz für digitale Heilung

Das diffuse Licht eines Computermonitors erhellte ein kleines Arbeitszimmer in Köln. Die Wände, dicht besetzt mit naturbelassenen Holzregalen aus umweltfreundlichen Quellen, waren gefüllt mit Büchern über Programmiersprachen, Cybersecurity und nachhaltige Technologien. Ein Fenster, leicht gekippt, ließ die kühle Abendluft und das ferne Rauschen der Stadt hinein.

Elli Nierast, mittelgroß mit schlankem, sportlichem Körperbau und kurzem, schwarzen Haar, das glänzend im Licht des Monitors schimmerte, war tief in die Codierung vertieft. Ihre eindrucksvollen grünen Augen huschten über den Bildschirm, während ihre feingliedrigen Finger geschickt über die Tastatur tänzelten. Ihre individuelle, ökologisch verträgliche Kleidung setzte ein Statement für ihre Überzeugungen, auch wenn sie zu Hause war.

Ein aufdringliches Piepen unterbrach ihre Konzentration. Eine Nachricht auf einem verschlüsselten Chat: „Hallo Elli, ich bin’s, Lea. Mein Computer wurde gehackt. Ich bin so verzweifelt. Kannst du helfen?“

Elli seufzte leise. Selbst nach einem langen Tag der Arbeit, in dem sie Unternehmen geholfen hatte, sich gegen Cyberbedrohungen zu wappnen, fand sie es schwer, Nein zu sagen, besonders wenn es darum ging, anderen zu helfen.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Natürlich, Lea. Lass mich sehen, was ich tun kann,“ tippte sie zurück.

Hinter ihr öffnete sich leise die Tür. Stig, ein großgewachsener Mann mit rotem, lockigen Haar und einer Aura von Bildung, trat ein. „Elli, es ist spät. Du solltest eine Pause machen“, sagte er liebevoll, während er seine Arme um sie legte.

„Ich weiß, Stig“, murmelte sie, ihren Kopf gegen seine Brust lehnend. „Aber sie braucht meine Hilfe.“

Stig seufzte. „Du kannst nicht die ganze Welt retten, auch wenn du es versuchst. Du bist unglaublich, aber du musst auch an dich denken.“

Elli nickte, fühlte aber den inneren Konflikt. Ihr unermüdliches Bedürfnis zu helfen, oft auf Kosten ihres eigenen Wohlbefindens, war ein ständiger Kampf.

Ein weiteres Piepen, diesmal von ihrem Handy. Eine Erinnerung an ihren Therapietermin morgen. Auch das noch. Sie schob den Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm. Es gab Arbeit zu tun.

Elli vertiefte sich fiebrig in die digitalen Abgründe, welche immer wieder unschuldige Opfer wie Lea verschlangen. Ihre Finger glitten über die Tastatur, die Maus klickte unablässig. Minuten wurden zu Stunden.

Stig kehrte ins Zimmer zurück. Seine Stirn war in Sorgen gefurcht. „Elli, es ist jetzt fast Mitternacht. Du musst wirklich ins Bett kommen.“

„Ich bin fast fertig, Stig, gib mir nur noch ein paar Minuten,“ antwortete sie, die Augen fest auf den Monitor gerichtet.

Er trat näher, seine Stimme wurde drängender. „Das sagst du jetzt schon seit Stunden. Du kannst dich nicht jede Nacht so aufopfern. Du vernachlässigst deine Gesundheit, unsere Beziehung…“

Sie unterbrach ihn: „Aber ich kann sie doch nicht im Stich lassen! Sie verlassen sich auf mich.“

Ein langer, angespannter Moment hing zwischen ihnen. Stigs Augen suchten die ihren, suchten nach einem Zeichen von Zugeständnis, doch sie waren entschlossen, so entschlossen wie immer, wenn es um andere ging.

Stig atmete tief durch, die Verzweiflung in seiner Stimme kaum verhohlen. „Elli, wenn du so weitermachst, wirst du dich irgendwann selbst zerstören. Und ich… ich weiß nicht, wie lange ich zusehen kann, wie du dich selbst aufgibst.“

Ein kurzer Blick, gefüllt mit Erschöpfung und Traurigkeit, traf Stig, bevor Elli sich wieder ihrem Bildschirm zuwandte. Doch in diesem kurzen Moment wurde ihm klar, wie tief ihre grenzenlose Selbstlosigkeit nicht nur ihre eigene Seele, sondern auch ihre Beziehung belastete. Stig verließ das Zimmer, die Tür leise hinter sich schließend, und ließ Elli mit ihrem unermüdlichen Einsatz allein.

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