Elli sitzt in einem schwach beleuchteten Raum an einem Schreibtisch, die Hände um eine dampfende Teetasse geschlungen. Der Bildschirm vor ihr flackert und zeigt die Worte von Kryfós, dessen Aussehen verborgen bleibt. Auf dem Schreibtisch liegt ein geheimnisvolles Amulett. Die Atmosphäre ist ruhig, aber von innerer Spannung geprägt, während Elli in Gedanken versunken Kryfós’ beruhigenden Worten lauscht.

Kapitel 14 – Szene #41

Szene 41 – Virtuelle Verwirrungen und ein Hoffnungsfunken

Elli saß im schwach beleuchteten Raum ihres Rabbit Holes, die Hände fest um die Tasse mit dampfendem Tee geschlungen. Der Bildschirm flackerte vor ihr, und die Worte von Kryfós erschienen wie ein Leuchtturm in einem tobenden Sturm – ein Anker in der aufgewühlten See ihrer Gedanken. Sie musste Kryfós alles erzählen. Sie brauchte seinen Rat, einen klaren Blick von außen, um Halt in einer Welt zu finden, die zunehmend den festen Boden verlor.

Elli: „Ich stehe an einem Scheideweg, Kryfós. Die Grenzen zwischen dem, was real ist und was nicht, verschwimmen immer mehr.“

Kryfós: „Das klingt nach einem klassischen Montag in unserer Welt. Erzähl mir alles.“ Sein Humor brachte ein flüchtiges Lächeln auf Ellis Lippen, als sie die jüngsten Ereignisse schilderte und von ihrer Unsicherheit sprach, ob all das, was sie erlebte, wirklich war.

Kryfós: „Nun, wir könnten das Ganze als ein Hologramm deines Geistes betrachten oder als eine erweiterte Realität. Welche Option klingt weniger beängstigend?“

Elli: „Witzig … aber im Ernst, Kryfós, ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.“

Kryfós’ antwortete in seiner gewohnten Schnelligkeit und beruhigenden Art. „Ehrlich gesagt, bin ich auch ein wenig baff, aber lass uns versuchen, deine Erlebnisse einzuordnen. Beginnen wir mit dem, was wir wissen.“

In den nächsten Minuten entfaltete sich ein intensiver Dialog. Kryfós half Elli, ihre Erlebnisse zu kategorisieren, zu unterscheiden zwischen dem, was eindeutig real war – der Pharmaskandal, die Bedrohungen, das Verschwinden ihrer Freunde – und dem, was möglicherweise jenseits der Realität lag.

Als Elli das Amulett erwähnte, hielt sie inne. „Siehst du, das ist es, Kryfós. Dieses Amulett … es verändert sich. Es passiert, wenn nur ich es anschaue. Es ist, als ob ich in zwei Welten lebe.“

Sie erzählte Kryfós von dem Amulett, das seine Form veränderte, wenn sie allein war. Sie hatte heimlich ausprobiert, ob Stig und Dimi es sehen konnten, als es die fremden Schriftzeichen trug, aber beide hatten nur die ursprüngliche Version mit den lateinischen Inschriften gesehen. Natürlich hatte sie ihnen ihr Experiment nicht verraten. „Ich kann es niemandem erklären, ohne wie eine Verrückte zu klingen“, tippte sie verzweifelt in den Chat.

Kryfós: „Im Grunde hast du doch das Verrückten-Diplom mit deinen Netzwerksitzungen bei Timmek, oder? Was soll schon passieren?“ Das hinzugefügte Emoticon unterstrich seine Provokation. „Mal im Ernst: Vielleicht hat das Amulett eine Verbindung zu dir, die anderen verborgen bleibt. Du musst dir selbst vertrauen, Elli. Sieh es als deinen geheimen Mutmacher, daran kann doch nichts falsch sein, egal ob eingebildet oder real. Was meinst du?“

Elli: „Ja, aber was, wenn diese Veränderungen wirklich nur in meinem Kopf stattfinden? Das Ganze wirkt für mich real, Kryfós. Kann ich meiner Wahrnehmung dann noch trauen?“ Sie starrte das Amulett an, das unschuldig auf dem Schreibtisch lag. „Ich möchte wissen, ob ich es mir nur einbilde. Kannst du das verstehen?“

Kryfós: „Wir können das im Moment nicht wissen, da nur du es zu sehen scheinst. Aber, nur weil andere es nicht sehen können, heißt das nicht, dass es nicht real ist. Es gibt Dinge, die sich nicht auf konventionelle Weise erklären lassen.“ Kryfós machte eine Pause. Dann schrieb er weiter: „Und vergiss nicht: Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt.“

Elli lachte leise. „Shakespeare wäre stolz auf dich.“

Kryfós: „Ich versuche mein Bestes. Wie wäre es, wenn wir einfach annehmen, dass beides real ist, bis uns das Gegenteil bewiesen wird?“

Elli nickte, obwohl Kryfós sie nicht sehen konnte. „Das klingt plausibel.“

Kryfós: „Und vergiss nicht, ich bin hier, um zu helfen. Ob es um Daten geht oder darum, eine Pforte in eine andere Dimension zu öffnen.“

Elli konnte nicht umhin zu schmunzeln. „Würdest du mir also helfen, eine Spiegelpforte zu öffnen?“

Kryfós: „Nur, wenn ich als moralische Unterstützung per Video dabei sein darf. Ich bin zwar kein Experte für Parallelwelten, aber ich kenne mich mit unerwarteten Systemabstürzen aus.“

Elli lachte jetzt richtig. „Das ist beruhigend.“ Selbst in ihrer Verzweiflung schaffte es Kryfós, sie zum Lachen zu bringen. „Ich weiß nicht, ob ich bereit bin. Es fühlt sich alles so … groß an. Wie ein Kampf für Helden, nicht für jemanden wie mich.“

Kryfós: „Aber vielleicht bist du eine Heldin, Elli. Und wenn nicht, finden wir jemanden, der es ist.“ Er schickte ein zwinkerndes Emoticon. „Mantis und ich wollen übrigens mithelfen, bei der Cyberattacke.“

Elli war überrascht. „Wirklich? Das wäre unglaublich!“

Kryfós: „Absolut. Sie freut sich darauf, dich kennenzulernen. Virtuell, versteht sich.“

Elli: „Das bedeutet mir sehr viel, Kryfós. Mit euch an meiner Seite fühle ich mich viel sicherer.“

Kryfós beendete den Chat mit einem letzten Kommentar, der Elli ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie fühlte sich gestärkt, nicht nur durch seine Unterstützung, sondern auch durch die Gewissheit, dass es Menschen gab, die ihre Kämpfe teilten.

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