Elli Nierast, eine Frau mit zerzausten kurzen schwarzen Haaren und intensiv grünen Augen, sitzt in einem Café und blickt überrascht nach vorne. Eine Kellnerin im Hintergrund hält ein Tablett und schaut Elli mit ernstem Gesichtsausdruck an. Die Szene wirkt angespannt und surreal, mit einer besonderen Lichtstimmung.

Kapitel 10 – Szene #28

Szene 28. Im Schatten der wachsenden Bedrohung

In einer windschiefen Gasse Kölns, in der die Abenddämmerung die Fassaden in ein melancholisches Orange tauchte, betrat Elli ein unscheinbares Café. Lio und Vinoa warteten bereits an einem der hinteren Tische, ihre Gesichter bleich, die Augen groß vor Sorge.

Vinoa sah auf, als sie Elli kommen sah, und deutete mit zittriger Hand auf das Smartphone, das zwischen ihnen auf dem Tisch lag. „Es wird immer schlimmer, Elli. Diese Drohungen … sie sind kein leeres Gerede.“ Ihr Blick driftete zu einer Ecke des Cafés, wo eine müde aussehende Maja an einem Tisch saß, ein Glas Wasser in der Hand, das sie gedankenverloren anstarrte. Sobald Vinoa von Majas Zustand erfahren hatte, war sie aus Berlin angereist, um ihrer Freundin beizustehen.

Elli setzte sich und scannte die Nachrichten auf dem Display: „Wir haben dich gewarnt. Schweig oder zahle den Preis.“ Sie atmete tief durch. „Wer sind diese Menschen? Und was haben sie mit Maja gemacht?“

Vinoa lehnte sich zurück, ihre Augen waren rötlich und angeschwollen. „Sie haben irgendetwas mit ihr gemacht, Elli. Maja verdient sich ja etwas Geld mit Ernährungsberatung, und soweit ich herausfinden konnte, war sie wohl bei einem Kundengespräch in der Stadt, und als sie zurückkam, war sie … verändert. Als hätte man ihr die Seele aus dem Körper gerissen. Ärzte können nichts finden. Es ist, als ob … als ob sie innerlich verbrannt wäre.“

Elli schaute zu Maja hinüber. „Wir müssen ihr helfen. Und den anderen auch.“

Lio nickte. „Die Lage hat sich hiermit dramatisch geändert. Die andere Seite hat eine Grenze überschritten, auf die wir reagieren müssen. Wir haben bisher keine Informationen preisgegeben, aber jetzt sollten wir aktiv werden. Wir müssen uns

schützen und der Sache möglichst schnell ein Ende bereiten. So darf es nicht weitergehen.“ Er schaute ebenfalls zu Maja herüber, presste angespannt die Lippen aufeinander und runzelte die Stirn.

Plötzlich zuckte Elli zusammen. Eine Kellnerin hatte sich wohl unbemerkt genähert und stand plötzlich neben ihr. „Darf es etwas sein?“, fragte sie und blickte dabei Elli mit einem eigenartigen Ausdruck im Gesicht an. War es so etwas wie Sorge, Neugier oder eher Ablehnung? Elli hatte plötzlich ein seltsames Gefühl; ihr wurde schwindelig, und einen winzigen Moment lang hatte sie den Eindruck, als ob sie in ein bodenloses Loch fallen würde.

Es war, als ob der Raum um sie herum flimmerte, als ob eine zweite, unsichtbare Version des Cafés über die erste gelegt wurde. Stimmen schienen sich zu überlappen, und ein leises, fast nicht hörbares Flüstern durchbrach das allgemeine Stimmengewirr. Für einen Moment hatte sie das Gefühl, dass die Welt an ihren Rändern Risse bekam, Risse, durch die

etwas Unbekanntes, zutiefst Beunruhigendes in ihre Wahrnehmung sickern würde.

Während der wenigen Sekunden, in denen dieses massiv irritierende Ereignis passierte, erlebte Elli einen weiteren Schock. Als sie hilfesuchend zu ihren Freunden blickte, waren die Plätze leer. Sie saß plötzlich allein mitten im lebendigen Treiben dieser zwielichtigen Kölner Kneipe, und ihr Mund stand vor Überraschung offen.

Im nächsten Augenblick war alles wieder normal. Kreidebleich blickte Elli sich um und versicherte sich, dass ihre Freunde da waren und sie sich wieder zurück in der Normalität befand.

„Och, leck mich doch an de Föß!“, rief inzwischen die Kellnerin ungeduldig im Kölschem Dialekt, drehte sich um und machte sich auf den Weg, zunächst andere Gäste zu bedienen.

Elli schnaufte tief. „Uff!“, machte sie und fasste sich an die Schläfen. Ein stechender Schmerz pulsierte

hinter ihren Augen.

Lio blickte Elli besorgt an, griff sanft nach ihrem Arm und fragte: „Elli, alles okay?“ Dann fügte er hinzu: „So darf es wirklich nicht weitergehen, oder?“

Elli ordnete das Erlebte in die Kategorie Gedankenschatten ein und schüttelte den Kopf, um sich von den verwirrenden Eindrücken der vergangenen Momente zu befreien. Dann hatte sie sich gefangen, blickte Lio mit klarem Blick in die Augen und sagte: „Du hast recht. Wir können sowieso nicht mehr aufgeben, da die andere Seite anscheinend versucht, alle Indizien zu beseitigen. Wir wissen nicht, ob wir jemals Ruhe hätten. Und wir können es nicht dulden, dass uns Schaden zugefügt wird. Diese Machenschaften müssen ein Ende haben.“

Lio nickte dringlich. „Das sehe ich auch so. Aber wir müssen vorsichtig sein. Es sind dunkle Kräfte am Werk. Kräfte, die vor nichts zurückschrecken.“

In diesem Moment trat Dimi durch die Tür des Cafés, sein Blick eilig und besorgt. Er kam direkt auf sie zu.

„Das ist größer, als wir dachten“, flüsterte er, als er sich zu ihnen setzte. „Es sind nicht nur wir. Aktivisten in anderen Städten erzählen von ähnlichen Vorfällen. Wir sind nicht allein.“

Elli schloss die Augen, versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken. „Wir müssen zusammenhalten. Wir sind stärker, als sie denken.“

Die Gruppe nickte, und in diesem Moment, in dieser kleinen Ecke eines unscheinbaren Cafés in Köln, schwor eine Handvoll mutiger Seelen, dass sie nicht schweigen würden, egal welche Gefahr dies für sie bedeuten würde.

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