A dynamic, symbolic scene depicting two women facing each other, one representing the rational and scientific world, and the other embodying artistic, lyrical expression. The left figure is surrounded by symbols of logic—mathematical equations, books, and scientific instruments. The right figure is immersed in a world of flowing musical notes, abstract shapes, and soft lights. Their interaction suggests cooperation and mutual respect, illustrating how rationality and creativity can intertwine and complement one another to achieve greater understanding and connection.

Ein Spiegel der Gedanken – Lea De Gregorios Buch „Unter Verrückten sagt man du“

Lea De Gregorio kritisiert in ihrem neuen Buch die Stigmatisierung von Psychosen und das gegenwärtige Psychiatriesystem, das Menschen in psychischen Ausnahmezuständen oft diskriminiert. Sie hebt hervor, dass Phänomene, die von Fachleuten als Psychosen und Schizophrenie bezeichnet werden, in den Medien häufig negativ mit Gewalt assoziiert werden, obwohl diesen Vorurteilen wissenschaftliche Belege fehlen.

De Gregorio beschreibt ihre eigenen Erfahrungen mit „Verrückungen“ und plädiert für einen offenen Umgang mit psychischen Krisen, die beispielsweise als normale und vielleicht sogar gewinnbringende Reaktionen auf Lebensereignisse betrachtet werden könnten. Besonders freut mich, dass ich hier eine starke Stimme entdeckt habe, welche dafür plädiert, Betroffene nicht an den Rand der Gesellschaft zu drängen und sich für eine Entstigmatisierung in Gesellschaft und Psychiatrie einsetzt.

Die Autorin hat mit ihrem Buch etwas Beeindruckendes geschaffen. Sie geht die Themen, die mir so nahe liegen, auf eine sehr strukturierte, wissenschaftlich fundierte und gesellschaftlich wirksame Weise an. Ihre klare, direkte Sprache und das entschlossene Programm hinter ihrem Buch können vielleicht weit mehr bewirken, als ich es je könnte. Sie hat die Kraft, gesellschaftliche Veränderungen zu beeinflussen, und ich bewundere ihren Mut und ihre Zielstrebigkeit.

Im Gegensatz dazu ist mein Ansatz, der subtiler und verschleierter ist – eher wie ein leiser, individueller Gesang, der sich manchmal schwer zugänglich zeigt. Doch ich glaube, dass auch dieser stärker hintergründige Weg seine Berechtigung hat. Während Lea mit ihrer kraftvollen Stimme gegen das Schweigen ankämpft, versuche ich, die Abgründe, in die ein Mensch blicken kann und die Welten überbrückende kommunikative Resonanz und Kraft der Liebe durch eine persönliche, poetische Reise zu erforschen.

Vielleicht braucht es beides – den klaren, strukturierten und planvollen Aufruf zur Veränderung und das introspektive Erforschen wie einen illustrierenden Gesang, der womöglich in Tiefen blicken lässt, welche dann nicht mehr so unüberbrückbar scheinen, im Hintergrund – um wirklich etwas zu bewegen.

Was mich besonders berührt, ist die Parallele zur Realität, die in meinem eigenen Roman immer wieder aufleuchtet und die mich während des Schreibprozesses immer wieder einholt und frappiert. So, als ob die Schatten der fiktiven Welt plötzlich reale Gestalt annehmen.

Lea zeigt uns auf einer klar strukturierten, wissenschaftlichen Ebene, wie wichtig es ist, diesen Schatten zu begegnen – und es ist gewiss: Es sind nicht nur bloße Geschichten, die wir erzählen, sondern in ihnen beiden schwingt die eindringliche Botschaft: Es ist Zeit!

Hier gibt es weitere Infos auf der Webseite des Philosophie Magazins:
Interview: Lea De Gregorio: „Die großen Verbrechen der Menschheit wurden in ‚vernünftigen‘ Zuständen begangen“ https://www.philomag.de/artikel/lea-de-gregorio-vernunft-verbrechen

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